Magenbotox Überdosierungen - Vergiftungen Botulismus
Möglicherweise haben Sie der Presse entnommen, dass es zu Fällen von Botulismus, also einer Vergiftung mit Botulinumtoxin, nach Magenbotox Behandlungen in der Türkei gekommen ist. Zu Ihrer Information senden wir Ihnen hier ein kurzes Update:
In der letzten Zeit sind in Deutschland 12, in Österreich und der Schweiz je 1 und in der Türkei 57 Fälle von Patienten aufgetreten, die nach Magenbotox Behandlungen in Istanbul über viele Symptome von Botulismus berichten. Hierzu gehören muskuläre Seh- und Sprachstörungen, Schluckstörungen und generalisierte Muskelschwäche. Im schlimmsten Fall könnten sogar Lähmungen der Atemmuskulatur auftreten, zu denen es aber anscheinend glücklicherweise nicht gekommen ist.
Als prominenten Anwender der Methode in Deutschland haben mich Betroffene direkt kontaktiert und um Rat gebeten. Von diesen Betroffenen kenne ich die Behandlungsparameter, die in Istanbul verwendet wurden und kann eine Einschätzung der Problematik beitragen.
Es gibt vier große, in Deutschland und dem Rest der Welt zugelassene Hersteller von Botulinumtoxin zur medizinischen Anwendung, ein Fünfter bringt gerade ein weiteres Produkt auf den Markt. Problematisch ist hier, dass die Wirksamkeit des Produktes von den Herstellern selbst bestimmt und nach Einheiten eingeteilt wird. Hierbei entspricht die Potenz einer Einheit des Wirkstoffes von Hersteller A nicht der einer Einheit des Herstellers B.
Bei der Behandlung meiner Patienten verwende ich 300 respektive 400 Einheiten des Botulinumtoxins der Firma Allergan/Abbvie. Diese Dosierungen werden seit ca. 2005 in diversen Studien zum Thema eingesetzt, von denen es in der Zwischenzeit an die 40 gibt. In keiner dieser Studien sind ähnliche Nebenwirkungen aufgetreten. Insgesamt wurden bis auf eine milde Übelkeit für maximal 3-5 Tage nach der Behandlung überhaupt keine Nebenwirkungen beschrieben. Studien können sehr gut zeigen, dass durch eine Erhöhung der Wirkstoffmenge kein zusätzlicher Effekt entsteht. Insofern halte ich mich streng an die in den Magenbotox Studien verwendeten Dosierungen und habe bei meinen Patienten dementsprechend auch keine Nebenwirkungen beobachtet.
In der Türkei wurde bei den Fällen, von denen ich es aus erster Hand weiß, das Botulinumtoxin eines anderen Herstellers verwendet. Zwischen dessen Einheiten und den Allergan Einheiten besteht ein Umrechnungsfaktor von ca. 1:2. Zusätzlich wurden von diesem Wirkstoff 1500 Einheiten verwendet, woraufhin die Vergiftungserscheinungen aufgetreten sind.
Es handelt sich bei den beschriebenen Fällen also um eine erhebliche Überdosierung des Wirkstoffs, was die Nebenwirkungen erklärt. Entweder wurde die Dosierung aus Unwissenheit oder nach dem Motto „viel hilft viel“ gewählt. Dieses Prinzip trifft bei Botox Behandlungen generell nicht zu und schon Paracelsus wusste im 16. Jahrhundert:
„Die Dosis macht das Gift.“
In der richtigen Dosierung bleibt die Methode in der Anwendung sicher, so wird zum Beispiel in der Urologie regelhaft endoskopisch die Blase mit 300 Einheiten Botulinum Toxin behandelt. Hier besteht eine Zulassung für das Verfahren seit 2013. Wenn Sie Fragen haben oder eine Beratung wünschen, dann stehen wir Ihnen gern zur Verfügung.